Bertelsmann holt "die Musik zurück in den Konzern"

2006 hatte Bertelsmann seinen Musikverlag an Vivendi verkauft, zwei Jahre später waren die Gütersloher fast vollständig aus dem Musikgeschäft ausgestiegen. Jetzt übernehmen sie bei BMG wieder das Kommando.

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Der Medienriese Bertelsmann übernimmt den weltweit viertgrößten Musikverlag BMG komplett. Das Unternehmen kauft den 51-Prozent-Anteil des Finanzinvestors KKR, teilte Bertelsmann am Freitag in Gütersloh mit. Zum Kaufpreis machen die Gütersloher keine Angaben. Bertelsmann habe einen "niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag" gezahlt, berichtet die dpa unter Berufung auf Konzernkreise. Der Wert des Musikverlags wird mit rund 1,1 Milliarden Euro angegeben.

"Wir holen die Musik zurück in den Konzern", sagte Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe. Der deutsche Medienriese blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit im Musikgeschäft zurück. 2006 hatte der Konzern seinen Musikverlag an den Konkurrenten Vivendi verkauft, mit dessen Tochter Universal lag Bertelsmann im Clinch wegen Napster. Zwei Jahre später stiegen die Gütersloher aus dem Joint-Venture mit Sony und damit der Musikproduktion aus.

Bei dem Verkauf an Vivendi hatte Bertelsmann ein kleines Portfolio an Musikrechten europäischer Künstler behalten und diese in den Musikverlag BMG eingebracht, in den 2009 der Finanzinvestor KKR eingestiegen ist. Seither hat Bertelsmann das Musikrechtegeschäft kontinuierlich ausgebaut. Inzwischen ist BMG "das weltweit viertgrößte Musikrechteunternehmen", sagte Rabe. Auch deshalb müssen die Kartellbehörden der Übernahme noch zustimmen. Mit einer Entscheidung werde noch im ersten Halbjahr gerechnet, hieß es.

BMG kümmert sich einerseits um die Abrechnung der Tantiemen mit dem Künstler, wenn irgendwo in der Welt ein bestimmter Titel gespielt oder vorgetragen wird. Außerdem schließt BMG Verträge mit Künstlern und geht offensiv auf Werber oder Filmemacher zu, um Songs unterzubringen. Künstler und Autoren können sich in der BMG-Datenbank informieren, wieviel Tantiemen ihnen zustehen. 350 Menschen arbeiten bei BMG. Der Umsatz dürfte bei 300 Millionen Euro liegen. (vbr)